Home
Foren
Kinderwunscharchiv
Fruchtbarkeitsmassage
Trauer

Seminare
Bücher von Birgit Zart
Kontakt
Impressum, Datenschutz und Co











 
Fruchtbare Väter
Fruchtbare VäterWie ich zu den Männern kamVom Sinn und Unsinn vieler KinderwunschstrategienEuropas SpermiogrammeWie entsteht Männlichkeit?Ursachen verminderter SpermienqualitätDeutschlands geknickte KriegerDiagnose Zeugungsunfähig: Männer in NotKeine Männerarzt-RoutineSpermiogrammgeschichten aus dem NähkästchenWas ist bei der Abgabe einer Samenprobe zu beachten?Verfahren im LaborWeiterführende UntersuchungenWenn Spermien reden könntenWas wird bei einem Spermiogramm ermittelt?Welches Gewicht hat das Ergebnis eines Spermiogramms?Spermienqualität und KinderwunschKranker Mann- überbehandelte Frau?Die Nichtbehandlung unserer MännerSpermiogrammZur Qualität der Spermien- Tacheles!Homöopathie bei schlechtem SpermiogrammMännermassageMänner, Beschützer und SpermiogrammeMänner in HäschenstellungWas wird aus unseren Beschützern in der Kinderwunschzeit?Die Rolle der Väter

Spermienqualität und Kinderwunsch

 

Erst der Kinderwunschboom hat den Kult um die Zeugungsfähigkeit unserer Männer ausgelöst.

Gewiss, es existieren erste Studien und Beobachtungen schon ab 1938, doch erst in den Neunziger Jahren boomten diese Studien, also zeitgleich mit der Etablierung der auf die Erfüllung von Kinderwünschen spezialisierten gynäkologischen Praxen.

So erklärt sich, weshalb die meisten Spermiogramme im Rahmen von Samenspenden oder einer Kinderwunschbehandlung erstellt wurden und die wenigsten an gesunden Männern und mehrfachen Vätern.

Und obwohl die Anzahl der insgesamt untersuchten Ejakulate immens hoch ist, wissen wir im Grunde nicht, was das Ergebnis eines individuell angefertigten Spermiogramms für den dazugehörigen Mann wirklich bedeuten mag.

 

Wir wissen nicht, ob die Abnahme der Spermienqualität womöglich zu unserer Entwicklungsgeschichte gehört. Nimmt sie vielleicht seit der Zeit der Neandertaler kontinuierlich ab? Oder unterliegt sie womöglich einem Rhythmus, der über einige Jahrzehnte eine Abnahme durchläuft, der dann, quasi als Gegensteuerung der Natur, eine Zunahme folgt?

 

Wir wissen nicht, ob Laborbedingungen oder gar subjektive Bewertungen wirklich als standardisiert betrachtet werden können.

 

Und wir wissen auch nicht, ob der Rückgang der Geburten tatsächlich oder allein auf den Rückgang der europäischen Spermienqualität zurück zu führen ist. Es könnte doch durchaus sein, dass nach dem Pillenknick nach den 60er Jahren nun ein ganz anderer Knick begonnen hat, den wir bei all dem Rummel um die Spermiogramme noch gar nicht im Visier haben.

 

Wir wissen ebenfalls nicht, ob ein als qualitativ als gut oder sehr gut bewertetes Spermiogramm tatsächlich auch eine sehr gute Zeugungsprognose hat. Zu wenig wissen wir über all die Zusammenspiele und Übereinstimmungen, die auf dem Weg bis zur Empfängnis möglicherweise eine oder viele Rollen spielen.

 

Der moderne Mann erhält ein Spermiogramm normalerweise im Verlaufe einer Kinderwunschtherapie. Er erhält damit eine annähernde Prognose zur Zeugungsfähigkeit innerhalb der medizinisch assistierten Zeugung, nicht aber selbstverständlich auch für die Zeugung auf natürlichem Wege.

 

Dadurch ist sie eingebettet in finanzielle Faktoren, denn diese Prognose ist mitentscheidend dafür, in welchem Maß man einem Kinderwunschpaar bei der künstlichen Befruchtung helfen wird, beziehungsweise, in welchem Maß die Krankenversicherung  die Kosten dafür übernehmen wird.

 

Die meisten dieser Maßnahmen sind keine Maßnahmen zur Verbesserung der Spermienqualität, sondern Maßnahmen, die an der Partnerin vollzogen werden, sowie Laborprozesse.

Die meisten Kinderwunschpaare sind heutzutage bestens über ihre Möglichkeiten informiert, und es existieren darüber hinaus zahlreiche Bücher zu diesem Thema, ich möchte sie hier nicht wiederholen, sondern bewusst einmal ganz profan formulieren:

 

Kranker Mann- überbehandelte Frau?

 

Bei einem guten oder sehr guten Spermiogramm wird bei länger anhaltendem Kinderwunsch der Körper der Frau hormonell unterstützt.

Kommt auf diese Weise nach gewisser Zeit keine Schwangerschaft zustande, besteht die Möglichkeit, zusätzlich eine Insemination durch zu führen. Dabei werden die Spermien des Mannes aufbereitet und zum richtigen Zeitpunkt direkt in die Gebärmutter der Frau gegeben.

Vielerorts nimmt man gleich eine Insemination vor, also ohne eine vorherige Phase der hormonellen Unterstützung der Frau.

 

Bei einem mittelmäßigen Spermiogramm, oder, wenn bei einem guten Spermiogramm sich nach hormoneller Unterstützung oder Insemination noch immer keine Schwangerschaft einstellen mag, unterstützt man die Empfängnis durch eine „künstliche Befruchtung“.

Hier findet, salopp gesagt, die Vereinigung von Eizelle und Spermium in der Petrischale statt.

 

Bei einem Spermiogramm mit schlechter Prognose wird man mit einer sogenannten ICSI

die Vereinigung von Spermium und Eizelle unter dem Mikroskop erzwingen. Dafür sucht man sich ein gut aussehendes Spermium aus und verbringt es kurzerhand direkt in die Eizelle.

 

Damit die letzten beiden Verfahren bessere Erfolgsaussichten haben, wird der Körper der Frau hormonell stimuliert, damit er mehr als nur eine Eizelle produziert und so viel wie mögliche Eizellen auf diese Weise befruchtet werden können, in der Hoffnung auf möglichst viele sich möglichst gut entwickelnde Eizellen, von denen dann eine, zwei oder drei der vielversprechendsten in die Gebärmutter der Frau transferiert werden können. Eine Chancenoptimierung, die bis heute absolut notwendig ist, denn die Baby-Take-Home-Rate, also die Zahl der Kinder, die nach diesem Verfahren lebend geboren werden,  werden von den Kliniken bei etwa 20 % und etwas mehr angegeben, Theresia de Jong gab sie 2005 mit 9 % im Durchschnitt aller deutschen Praxen und Kliniken an. Irgendwo hier wird sich die Erfolgsquote wohl bewegen.

 

Das ist in Anbetracht des Aufwandes und dem gesundheitlichen Einsatz insbesondere der Frau leider nicht besonders viel. Solange wir nicht wissen, wie viele Paare, die sich ein Baby wünschen, in  einem vergleichbaren Zeitraum spontan und ohne weitere Unterstützung auf natürlichem Wege empfangen, mutet das an, als stünde man auch hier noch weit in den Kinderschuhen einer medizinischen Fachrichtung.

Und doch ist dies für viele Paare anscheinend die einzige Chance, ein eigenes Baby in den Armen halten zu können. In unserer Praxis begleiten wir viele Wunscheltern auch in der medizinisch unterstützten Empfängnis. Viele von ihnen haben auf diesen Wegen endlich ihr Baby bekommen können. Ein jedes von ihnen ist ein kleines Wunder!

 

Tag für Tag erreichen uns weitere Forschungsergebnisse und ich wünschte mir, wie vermutlich jede hier, dass wir dem Geheimnis des Lebens immer weiter auf die Spur kämen . Und dass wir vor allem lernen, endlich auch mit medizinischer Hilfe die Zeugungsfähigkeit des Mannes zu unterstützen.

Wie viele Kosten könnten gespart werden, wie viele Prozeduren an den Wunschmüttern wären nicht nötig, wie viele Medikamente bräuchten nicht  verabreicht werden, wenn wir es nur fertig brächten, die Spermienqualitäten genau der 50% der Männer zu verbessern, bei denen die Ursache eines unerfüllten Kinderwunsches liegt?

 

Birgit Zart 2010